Fotografie

Umgang mit „echten“ Bildkritiken

17. Januar 2011

Jeder Fotograf kennt sie – entweder man liebt sie, oder man hasst sie! Die B I L D K R I T I K.

Die Aussage ist vielleicht ein wenig überspitzt formuliert, aber ein Funke Wahrheit ist meiner Meinung dran. Zumindest regt die Bildkritik den Fotografen zum Nachdenken an, egal ob in positiver oder negativer Hinsicht.

Doch wie verhält es sich eigentlich mit Bildkritiken. Nehmen wir sie an, oder tun wir sie ab!? Wenn ich hier von Bildkritik spreche, dann meine ich nicht die Kommentare Lobhudelei in den Fotocommunities, Foto-Foren und sonstigen Community Plattformen. Zu 90 Prozent fallen diese nämlich für den Einzelnen positiv aus, in den seltensten Fällen kann man daraus etwas lernen. Warum das so ist, ist meiner Meinung nach ganz einfach zu erklären. Möchte man doch niemanden mit seinem Kommentar auf den „Schlips“ treten.  Falls ihr hier eine andere Meinung habt – nur zu.

Vor ein paar Wochen habe ich auf fokussiert.com ein Foto zur Profi-Bildkritik, wie es die Betreiber der Webseite nennen, eingereicht. Eigentlich hatte ich die ganze Geschichte schon vergessen, als ich die Tage eine Mail mit dem Hinweis erhielt, dass mein Bild zur Profi-Bildkritik aufgenommen wurde. Das hat mich schon mal insofern gefreut, weil nicht alle eingereichten Sendungen der Teilnehmer berücksichtigt werden. Nun ist es so, dass die Bildkritiken neben positiven Vermerken natürlich auch negativ ausfallen können.

Wie dem auch sei. Gespannt schaute ich auf die Webseite und siehe da, hier war sie abgebildet – meine Aufnahme! Übrigens inkl. Verlinkung auf die eigene Webseite. Mit der Überschrift „Subjekt verstärkt Leere“ konnte ich erst mal nichts anfangen. Nach den ersten Sätzen war ich bereits schlauer. Der Profi-Kritiker und Fotograf StuartSchwartz , dessen Spezialgebiet die People-Fotografie ist, fand die Aufnahme zu leer. Ihm fehlte das Subjekt, in meinem Fall wohl ein Pärchen, dass gerade in den Tunnel hineinläuft, sich aber noch im vorderen Teil der Aufnahme platzieren sollte. Quasi als 2 Bildebene, wie er es so schön formuliert hat.

Nach längerem Betrachten bin ich zu dem Schluss gekommen, dass er wohl mit der 2 Bildebene recht hat. Mit dieser Ebene läßt sich die Tiefenwirkung sowie das Gefühl der Leere im Raum steigern. Begründet dürfte seine Aussage bezüglich der Personen, wohl auch durch seine eigene fotografische Handschrift sein. Gerade als People-Fotograf hat man bekanntermaßen viel mit Menschen zu tun und diese fehlen ihm in diesem Bild.

Allerdings gewinnt er der Aufnahme auch sehr viel positives ab. Gerade die Perspektive und die durch die niedrige Position verstärkten Linien in das Bild hinein ernten sehr viel Lob. Zudem verstärkt der Bildschnitt die Spannung des Bildes.

Obwohl die Bildkritik teils, teils ausgefallen ist, freue ich mich dennoch sehr. Immerhin gibt es keine Sätze wie „tolles Bild“, „gefällt mir sehr“ oder coole Aufnahme, sondern es wurde fundiertes Fachwissen zugrunde gelegt. Natürlich kenne ich die Wirkung der verschiedenen Bildebenen, gerade in der Landschaftsfotografie ist dieses Hilfsmittel sehr wichtig um dem Bild die nötige Tiefe zu verleihen. Bei der Architektur/Streetaufnahme habe ich es bis jetzt nicht benutzt. Das wird sich ändern…

Die Bildkritik war für mich sehr hilfreich, daher empfehle ich Euch sich auch einmal dieser Möglichkeit der „echten“ Bildkritik auf fokussiert.com zu stellen. Leider fällt mir nur diese Webseite ein. Aus diesem Grund auch ein Aufruf an Euch. Wer weitere Seiten mit Bildkritiken kennt, der kann sie hier einfach posten.

Hier ist der Link zur kompletten Bildkritik…http://fokussiert.com/2011/01/13/tunnelfoto-subjekt-verstaerkt-leere/

Habt Ihr Euch auch schon mal so einer Bildkritik gestellt und was kam dabei heraus?
Würde mich wirklich interessieren.

EDIT vom 18.01.2011
Michael Gelfert ist indirekt meinem Aufruf nach weiteren möglichen Internetseiten über Bildkritiken gefolgt und hat gleich selber eine Bildkritik-Aktion ins Leben gerufen. Wer sich also der Bildkritk eines Profi People Fotografen stellen möchte, der kann seine Aufnahme bei Michael einreichen.

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13 Kommentare

  • Antwort Reiner 18. Januar 2011 um 06:01

    Hallo, ich mag konstruktive Kritik.
    Aber man weiss ja nicht wie die anderen das sehen, das kann schnell in den falschen Hals kommen. Wenn mir was gar nicht gefällt, gibt es einfach keinen Kommentar.
    :lol
    Danke für den Artikel, fokusiert werde ich mal genauer fokusieren!

    Gruß, Reiner

    • Antwort BlogTimes 18. Januar 2011 um 19:49

      Natürlich ist Kritik auch ein bisschen subjektiv, aber man will im Grunde doch nichts böses. Leider verstehen das nicht viele…

  • Antwort jens 18. Januar 2011 um 09:05

    hi ronny. hatte deine aufnahme letztens bei fokussiert gesehen und die kritik direkt gelesen. bin dort eigentlich fast jeden tag mal.

    ich finde die kritik zu deinem foto auch echt ok. kann man mit umgehen.
    ich habe ja dieses foto hier hinter acryl. gewinn sei dank! hehe 😉

  • Antwort Maxi 18. Januar 2011 um 13:21

    Ich muss sagen, dass ich deine Einwände gegen formlose Kritik, die nichts aussagt außer „wie toll“ verstehe. Klar, es ist schön in seiner Arbeit bestätigt zu werden. Aber dann möchte man aja uch wissen „was gefällt dir daran?“ „was habe ich richtug gemacht und kann es wiederholen?“. Da bringt die Kritik des Profis tatsächlich mehr.

  • Antwort Michael Gelfert 18. Januar 2011 um 18:21

    Recht hast Du! -20-
    Deswegen gibt’s das bei mir jetzt auch:
    http://www.michael-gelfert.de/blog/sonstiges/ausfuhrliche-bildkritik/

    • Antwort BlogTimes 18. Januar 2011 um 19:53

      Finde ich Klasse. Würde ja gerne mitmachen, hab aber leider keine People Aufnahme… :cry

  • Antwort Peter Sennhauser 21. Januar 2011 um 05:32

    Ronny, wir freuen uns, dass Du die Bildkritik hier thematisierst. Was den Umgang damit angeht, kann man nur immer wieder betonen: Zwischen einer Besprechungs-Kritik und einer persönlichen Einschätzung bestehen grosse Unterschiede. Ich habe dazu grade noch eine Replik auf fokussiert.com geschrieben.

    Michael: Super! Je mehr Leute anfangen, echte Kritiken zu schreiben, desto deutlicher wird ihr Wert – und vielleicht erleben wir den Tag noch, an dem auf Flickr eine echte Kritik statt eines „wow“ den guten Ton ausmacht.

  • Antwort Bildkritik und Fotografie: Warum “gefällt mir” nutzlos ist » fokussiert.com 21. Januar 2011 um 08:32

    […] eines seiner oder ihrer Bilder durch einen Profi mit 30 Jahren Erfahrung erhalten hat (Ronny hat darüber gebloggt und sein Publikum auf Blogtimes nach ähnlichen Erfahrungen […]

  • Antwort Bildkritik – Eine Meinung | Stefan Bäsmann Fotografie 26. Januar 2011 um 11:26

    […] Blogtimes.info Blog von Werner Heintz […]

  • Antwort Greg 16. März 2011 um 16:06

    Bin bei fokussiert auch schon in den Genuss einer Kritik gekommen und weiß, wie hilfreich es ist, Dinge bestätigt zu bekommen, die man selbst gesehen und auch so gewollt hat, darüber hinaus aber auch Ideen bekommen hat, wie es auch bzw. besser gegangen wäre.

    Versuche selbst in der fotocommunity Sinnvolles unter die Bilder zu schreiben und schmunzle (oder verzweifle) über viele Lobhudeleien von irgendwelchen Buddy-Cliquen, bei denen es lang nicht mehr um das Foto selbst geht, sondern das Foto bloß noch als Anlass missbraucht wird, um über den Senf seines täglichen Lebens zu quatschen…

    viele Grüße!

  • Antwort Rückblick 2011 – Was dieses Jahr so alles passiert ist... | BlogTimes - Fotografieblog 21. Dezember 2011 um 10:35

    […] meiner Aufnahmen stellt sich einer Profikritik und erntet Zuspruch…. Freu mich […]

  • Antwort Anonymous 17. Januar 2012 um 16:42

    […] Fotografie: Warum 6 heisse Tipps zum Kommentieren von Fotos | KWERFELDEIN | Fotografie Magazin Umgang mit echten Bildkritiken | BlogTimes – Fotografieblog Bildbewertung mit dem Doppelten […]

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